Wienerwald
Wienerwald ist eine Schnellrestaurantkette, die vor allem für ihre Hähnchenprodukte bekannt ist und als Franchise- und Systemgastronomie-Unternehmen operiert. Benannt nach dem berühmten Wienerwald, begann die Erfolgsgeschichte der Kette im Jahr 1955 in München. Die Kette erlebte Höhen und Tiefen und entwickelte sich zu einem wichtigen Akteur in der internationalen Gastronomielandschaft.
Die Unternehmensgeschichte von Wienerwald begann im Jahr 1955, als Friedrich Jahn das erste Restaurant in der Amalienstraße in München eröffnete. Ursprünglich als „Linzer Stube“ und später als „Weinstube zum Wienerwald“ bekannt, expandierte die Kette schnell in Süddeutschland. Der Werbeslogan „Heute bleibt die Küche kalt, wir gehen in den Wienerwald“ wurde berühmt und trug zur Popularität der Kette bei. Die rustikale Einrichtung und die süddeutsche Küche zogen eine Vielzahl von Kunden an.
Bis 1978 wuchs Wienerwald zur erfolgreichsten europäischen Restaurantkette mit rund 700 Restaurants in Deutschland und Österreich und insgesamt 1.600 Lokalen weltweit. In Spitzenzeiten verkaufte Jahn nach eigenen Angaben 700.000 Hähnchen pro Tag. Neben den Restaurants betrieb das Unternehmen auch Hotels, Mastbetriebe und gründete den Gastronomiegerätehersteller WIWA sowie das Reiseunternehmen Jahn Reisen.
Die rasche Expansion von Wienerwald wurde größtenteils durch Kredite finanziert. Schwierigkeiten begannen, als Jahn sich mit dem Einstieg bei den US-Restaurantketten Lum’s und IHOP verkalkulierte. Diese Investitionen erforderten hohe Summen und brachten nicht den erhofften Profit. 1982 geriet das Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten, nachdem die Süddeutsche Zeitung die Kreditwürdigkeit des Unternehmens anzweifelte. Banken forderten die sofortige Rückzahlung der Kredite, was zur Insolvenz der Wienerwald-Holding AG und weiterer Beteiligungsgesellschaften führte.
1986 kam es zur sogenannten Wienerwald-Affäre, als Renate Thyssen den angeschlagenen Konzern erwarb. Thyssen fungierte als Strohfrau für Jahn, und es kam zu einem politischen und juristischen Streit, der schließlich zur Trennung ihrer Wege führte.
Im Jahr 2007 musste Wienerwald erneut Insolvenz anmelden, was zu weiteren Filialschließungen und Entlassungen führte. Jahns Töchter, Margot Steinberg und Evi Peitzner, erwarben die Markenrechte und gründeten die Wienerwald Franchise GmbH. Das Unternehmen konzentrierte sich nun ausschließlich auf das Franchisegeschäft und schloss neue Verträge für bestehende Restaurants ab.
2010 stellte Wienerwald ein neues Konzept vor, das auf Modernisierung und Expansion abzielte. Das Innenraumdesign und die Speisekarte wurden überarbeitet, und neue Vertriebswege wie Lieferservice und „Hendl-Wagen“ wurden etabliert. Trotz dieser Bemühungen blieb der durchschlagende Erfolg aus, und der Gesamtumsatz ging weiter zurück.
Anfang 2022 gab es noch 12 Standorte, von denen fünf in München lagen. Im Laufe des Jahres wurden jedoch keine Wienerwald-Restaurants mehr auf der Unternehmenswebsite aufgeführt. Eine Neueröffnung im Oberharz wurde angekündigt, die jedoch nicht realisiert wurde. Im Jahr 2023 wurde das letzte Restaurant in Hannover unter der Marke Wienerwald betrieben, bevor auch hier die Markenrechte ausliefen.
Die Marke „Wienerwald“ wurde von der Family Brands Operations Company GmbH in Hildesheim übernommen, die zwischenzeitlich 3 Wienerwald-Restaurants der „neuen Generation“ in Torfhaus im Harz, in Hildesheim und Dresden betreibt.