Der Leitz-Park in Wetzlar: ein Gesamterlebnis mit Gastro, Hotel und Museum
Der Name Leica ist international bekannt und steht auch heute noch für hochwertige Kameratechnik Made in Germany. Der Name ist eng mit der ersten Kleinbildkamera der Welt verknüpft, die Leitz im hessischen Wetzlar entwickelte und später in Großserie fertigte. Ein weltweiter Produktschlager und ein Beispiel einzigartiger deutscher Handwerkskunst. Leica verkörpert wie kaum eine andere Marke deutsche Ingenieurskunst, die das Land im letzten Jahrhundert groß und namhaft machte. Heute ein Fossil in der Brandung.
In Hommage an diese Leistungen entstand im gleichnamigen Leica-Park in Wetzlar ein „Erinnerungsort“, der die Faszination der Marke mit allen Sinnen erlebbar macht. Dort haben Besucher die Möglichkeit, hinter die Kulisse der Manufaktur zu schauen. Nicht nur ein Ort für Leica Enthusiasten und Fotografiebegeisterte, sondern auch Besucher wie wir, die etwas über die geschichtlichen Hintergründe von Leica erfahren wollen.
Das Ernst Leitz Museum
Mitte Januar 2024 nutzten wir an einem Wochenende die Gelegenheit, das Ernst Leitz Museum, das etwas außerhalb der Innenstadt liegt, zu besuchen. Der Leitz Park beheimatet neben dem Museum u. a. auch ein Hotel, das Vienna House by Wyndham Ernst Leitz Wetzlar mit dem Oskar’s Restaurant. Nachdem wir unseren Wagen direkt auf dem Leitz-Gelände abgestellt hatten, suchten wir zunächst das Oskar’s auf, das nach unseren vorherigen Recherchen im Netz ein sehr gutes Frühstück anbietet. Leider waren wir zu spät, so dass wir nur noch einen Blick auf das sehr lecker anmutende Buffet nehmen konnten, das sich gerade Abbau befand.
Mit leeren Magen verließen wir das Restaurant durch den Haupteingang des Hotels, allerdings nicht auf direktem Weg, sondern machten noch einen kleinen Abstecher ins „Lesezimmer“. Eine erstklassige Chillout Area mit Ruhebereich für Hotel-Gäste. Vom Eingangsbereich des Hotels sind es nur einige weniger Meter ins Museum, das auf zwei Ebenen ausgelegt ist. Am Kassenschalter wurden wir sehr nett vom einem Mitarbeiter empfangen, der über sehr gute Fachkenntnisse verfügte. Von ihm wurde das Ausstellungskonzept kurz skizziert und die Leitz-App erläutert, die Besucher digital begleitet. Bevor wir auf Erkundungstour durch das Museum gingen, schlossen wir zunächst unsere Jacken in dafür vorgesehenen Schränken ein.
Auf der ersten Ebene des Museums befindet sich eine große Ausstellungsfläche für wechselnde Veranstaltungen. Bei unserem Besuch wurden dort Bilder der Gewinner und der Prämierten des Leica Oskar Barnack Award 2023, der zu den innovativsten Förderpreisen für Fotografie zählt, gezeigt. Eine einzigartige Kollektion an Fotografien, die einen fesselten. Aber nicht nur dies war besonders, sondern auch die Entstehungsorte der einzelnen Aufnahmen. Eine kritische Auseinandersetzung mit politischen und sozialen Themen wie Krieg, Unterdrückung, Umwelt, Drogen und Gewalt gegen Frauen. Obwohl wir diese Ausstellung nur kurz besuchen wollten, waren wir so fasziniert, dass wir fast eine Stunde dort verweilten.
In der oberen Etage, die über ein großes, offenes Treppenhaus zu erreichen ist, befindet sich die eigentliche Leitz-Ausstellung. Keine langweilige Firmenpräsentation herkömmlicher Art, sondern eine visuell und interaktiv wirklich gut präsentierte Ausstellung, die den Besucher auf eine Zeitreise mitnimmt. So werden auf Monitoren in animierten Bildern u. a. die Lebensgeschichten der Leitz-Familie präsentiert. Sehr spannend und wissensreich aufgemacht. So werden die einzelnen Biographien gekonnt mit der Firmengeschichte und der Entwicklung der ersten Kleinbildkamera der Welt verknüpft.
Nicht nur in technischen Dingen war die Firma ganz weit vorne, sondern auch in ihrer sozialen Verantwortung gegenüber ihren Arbeitern, wie etwa die Einführung eines 8-Stunden-Tages. Auch setzte sich die Firma während des NS-Regimes aktiv für ihre jüdischen Mitarbeiter ein und verhalf ihnen, ins Ausland zu flüchten. Die vier Videos waren so spannend aufgemacht, dass wir diese bis zum Ende gehört haben.
Der Weg führte uns weiter durch die Ausstellung entlang an zahlreichen Vitrinen, ausgestattet mit Kameras und anderen Leitz-Produkten aus mehr als hundert Jahren Firmengeschichte. Interaktive Stationen rundeten die Ausstellung ab. So blätterten wir nicht nur in Oskar Barnacks Werkstattbuch, sondern hatten auch viel Spaß beim Raten, welches Auslösegeräusch zu welcher Leica Kamera gehört. Im Nachbau einer „Dunkelkammer“ kamen Erinnerungen an die frühe Jugend, als wir noch selbst Bilder in schwarz-weiß entwickelten und belichteten, auf. Dies erklärt vielleicht, aus welchem Grund wir mit der digitalen Technik und der Museums-App so unsere Schwierigkeiten hatten.
Nach etwa einer Stunde verließen wir die Ausstellung und machten auf dem Rückweg noch einen Abstecher in den Museums Shop, der sehr modern eingerichtet ist. Der Hunger war jedoch zu groß, um dort noch länger zu verweilen.
Das Oskar’s Restaurant im Leitz Park
Den Weg in Oskar’s kannten wir ja bereits durch unseren Abstecher am Vormittag. Oskar Barnack, der Erfinder der Kleinbildkamera, ist Namensgeber des zum Hotel gehörenden Restaurants und bindet dies so konzeptionell ein. Der Gastraum ist gemütlich und offen eingerichtet. Die Deko ist zurückhaltend. An den Wänden finden sich, wie auch in den anderen Bereichen des Hotels, zahlreiche Fotoaufnahmen und nur versteckt dezente Hinweise auf den Tüftler und das Technikgenie Oskar Barnack. Integriert ist eine Bar, die am Abend mit Sicherheit gut besucht ist. Doch für einen Cocktail war es noch zu früh, so dass wir uns für Wasser und einen Tee mit frischen Ingwerscheiben – leider ohne Orange oder Zitrone – entschieden.
Die auf einem Klemmbrett präsentierte Lunchkarte (von 12:00 bis 17:00) standen Gerichte wie Zwiebelsuppe, Dillheimer Eiernudeln und frischer Blattsalat mit Hausdressing. Als Toppings für den Salat standen gebratenen Welsfilet aus Müchholzhausen, Maishähnchenbrust oder Hungener Ziegenkäse zur Auswahl. Wir entschieden uns für Wildbratwurst vom Kirschenwäldchen mit Rahmsauerkraut und Rindfleischburger. Das Oskar’s wirbt selbst damit, frische und vorwiegend regionale Produkte zu verwenden, was sich in der kleinen Karte mit Lokalkolorit auch widerspiegelt.
Das Essen kam sehr schnell und zügig an den Tisch: sehr nett auf einem Holzbrett mit einer vorgewärmten Schieferplatte präsentiert. Auch optisch waren beide Gerichte sehr modern angerichtet. Schon beim ersten Biss kam Freude auf. Die Wildbratwurst, ein nicht ganz gewöhnliches Gericht, war geschmacklich sehr gut. Die Kombination Rahmsauerkraut mit den selbstgemachten Kartoffelkroketten passte sehr gut zusammen. Der Frankfurter Senf mit Kräutern rundete die Komposition gelungen ab. Ein Gericht, dass ich mir jederzeit wieder bestellen würde. Der Burger war lecker, aber nicht außergewöhnlich. Die Pommes waren eindeutig verbesserungswürdig, im Ergebnis aber eine runde Sache. Das Essen war lecker: regionale, bodenständige Küche, teils mit Finesse angerichtet.
Auf den Nachtisch, weißer Schokoladentraum mit Pflaumenröster und Zwetschgensorbet, verzichteten wir bewusst, um Platz für ein Stück Küchen im Café Leitz zu lassen. Nach einem guten Espresso zahlten wir und verließen das Oskar’s mit einem guten Wohlgefühl. Gerne nochmals wieder.
Das Café Leitz: ausgezeichneter Genuss
Zum krönenden Abschluss unserer Tour im Leica-Park und vor der Heimfahrt machten wir noch einen kurzen Zwischenstopp im Café Leitz, gegenüber dem Oskar’s gelegen. Das in einem gläsernen Kubus untergebrachte Kaffeehaus ist puristisch, aber dennoch einladend, modern und hell eingerichtet. Dominiert wird der Gastraum durch die Theke mit großer Kuchenvitrine, wo die große Auswahl an süßen Leckereien zur Schau gestellt wird: Kuchen, Torten und Pralinen aus der hauseigenen Konditorei. Von Leica Petit fours, Leica Pralinen, über Blechkuchen bis hin zu Torten und Obstorten, das Café Leitz hat viel zu bieten.
Nach langer Überlegung entschieden wir uns für ein Stück Obsttorte und eine Leica-Praline, dazu einen hochwertigen Ronnefeldt-Tee, der Exklusivmarke aus Frankfurt, und einen doppelten und einfachen Espresso. Der Tee wurde stilecht mit Gourmet-Kandisstick gereicht. Kuchen und Espresso waren eine Offenbarung. Leider war kein Platz mehr für ein zweites Stück Kuchen. Für die Liebsten schnell noch zwei Stück Leica-Kuchen bestellt, bevor wir uns auf dem Weg nach Hause machten. Das Café Leitz war eine wahre Überraschung, wo Erinnerungen an die klassischen Kaffeehäuser in Salzburg und Wien aufkamen. Die Qualität des Kaffee stand dem in nichts nach. Wir werden im Sommer bestimmt wieder kommen, um auf der Terrasse bei einem guten Stück Kuchen und einen guten Kaffee die Sonne zu genießen. Das Café ist nicht nur Besuchern des Museums zu empfehlen. Neun von zehn Punkten.
Anschrift und Kontakt zur Leica Welt mit Oskars’s Restaurant und Café Leitz
Am Leitz-Park 6
35578 Wetzlar
Tel. 06441 20800
Mail: info@leica-welt.com
Web: www.leica-welt.com
Quelle und Bilder: Gastro-Tester, 14.01.2024