Neanderthal Museum: Auf den Spuren der Menschheit

Im Oktober 1996 öffnete das neue Neanderthal Museum, direkt im Neandertal unweit der 1856 entdeckten Fundstelle gelegen, seine Pforten. Damit fanden Jahrzehnte andauernde Bemühungen, ein Museum zu errichten, dessen Größe und Ausstattung dem prominenten Standort gerecht werden, ihren Abschluss. Mit bis zu 160.000 Besuchern im Jahr gehört es zu den erfolgreichsten archäologischen Museen in Deutschland. Seine Präsentation ist zweisprachig in Deutsch und Englisch. Textreader in elf weiteren Sprachen stehen im Museum kostenfrei zur Verfügung.

Stiftung Neanderthal Museum

1992 konstituierte sich die Stiftung Neanderthal Museum, deren Träger der Kreis Mettmann und der Förderverein Neanderthal Museum e.V. sind. Der Bau des Museums ließ sich nur durch großzügige Spenden realisieren. Allein die Nordrhein-Westfalen-Stiftung für Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege stellte einen Betrag von 12 Millionen DM für den Bau des Gebäudes bereit. Auch die RWE AG unterstütze das Mueseum mit 5,55 Millionen DM. Das Grundstück überließ die Stadt Mettmann.

Das Neanderthal Museum

Prof. Günter Zamp Kelp, Julius Krauss und Arno Brandlhuber waren die Preisträger eines internationalen Wettbewerbs und zeichneten sich für die Architektur des Museums-Gebäudes verantwortlich. Der Gebäudekomplex gliedert sich in einen zentralen Ausstellungsbau und ein seitlich angeschlossenes kleineres Nebengebäude. Insgesamt stehen 2.740 qm Nutzfläche zur Verfügung, von denen etwa 2.200 qm auf das Ausstellungsgebäude entfallen.

Den längsovalen, geschlossenen Betonkörper, dem eine Fassade aus Japanglas vorgehängt ist, kennzeichnet eine langsam aus der Erde ansteigende Rampe, die sich über vier Ebenen erstreckt – eine Spirale als Sinnbild der Evolution. Auf der 400 Meter langen Rampe, die bis zu sieben Meter breit ist, liegen das Auditorium, die Ausstellungsflächen und das Foyer mit dem Museumsshop.

Im Dach, die das zentrale Treppenhaus beleuchten, in das Gebäude. Darüber hinaus öffnet sich die Fassade am Ende der Rampe im Café zu einem Glaskörper, der den Blick in den Museumsgarten sowie auf das Düsseltal in Richtung der Fundstelle des Neanderthalers freigibt. Das Auditorium bietet bis zu hundert Personen Platz und ist mit neuesten Medien der Konferenztechnik ausgestattet.

Es kann für Symposien und Tagungen, aber auch für andere kulturelle Veranstaltungen genutzt werden. Das Nebengebäude beherbergt die Mediathek, Magazin und Werkstatt sowie die Verwaltung. Außerdem steht dort ein Seminarraum für bis zu 40 Personen zur Verfügung.

Museumskonzeption

Der Neanderthaler ist Veranlassung, über die gesamte Entwicklungsgeschichte der Menschen nachzudenken. In der Ausstellung wird die Geschichte der Menschheit von den Anfängen vor über vier Millionen Jahren bis in die Gegenwart hinein erzählt. Der Gang durch das Museum beginnt mit der Geschichte des Neandertals und der Fundgeschichte des Neanderthalers. Im einführenden Teil der Dauerausstellung “Eine Reise durch die Zeit” erwartet die Besucher eine beeindruckende Inszenierung.

Eine raumgreifende Holzkonstruktion aus über dreihundert verschieden großen Dreiecken stellt den menschlichen Stammbusch dar. Darauf stehen sechs spektakuläre Hominine der niederländischen Bildhauer Adrie und Alfons Kennis, darunter so berühmte Funde wie “Lucy”. Sie erzählen über Audiotexte ihre persönlichen Geschichten aus entscheidenden Etappen der Humanevolution.

Auf den Einführungsraum folgen fünf Themenräume und zwar: Leben und Überleben, Werkzeug und Wissen, Mythos und Religion, Umwelt und Ernährung sowie Kommunikation und Gesellschaft.

Jeder Themenraum gibt einen chronologischen Abriss der Entwicklung der Menschheit. Neanderthaler bilden jeweils einen Schwerpunkt der Präsentation. Über die Elemente der klassischen Museumspräsentation (Exponat, Bild und Lesetext) hinaus erzählt das Neanderthal Museum als Erlebnismuseum durch multimediale Inszenierungen und Hörerlebnisse den Besuchern die Geschichte ihrer Entwicklung. Die Ausstellung wurde in den Jahren 2006 und 2016 überarbeitet und wieder neu eröffnet. Das Museum versteht sich als Ausflugsziel, als Erlebnis- und Lernort, als Tagungslocation, sowie als Dokumentations- und Forschungszentrum zum Neanderthaler und der frühen Menschheitsgeschichte.

Führungen durchs Neanderthal Museum

Für Besuchergruppen werden – nach vorheriger Anmeldung – Führungen durch das Museum angeboten. Für Schulklassen wurden verschiedene Führungskonzepte entwickelt, die auf die Lehrpläne der Schulen abgestimmt sind. Jährlich werden weit über 2.000 Gruppen durch das Museum geführt. Wer auf unterhaltsame Weise die Ausstellung erleben möchte, der sollte sich für eine Erlebnisführung entscheiden. Ob “Mit dem Wischmopp in die Steinzeit” oder “Dem Hausmeister seine Steinzeit”, bei diesen Führungen bleibt garantiert kein Auge trocken.

Fundstelle Neandertal

Seit dem 10. Juli 2002 steht die Fundstelle des Neanderthalers Besuchern als archäologische Erinnerungslandschaft offen. Die Landschaftsarchitekten Jan Wehberg und Cornelia Müller haben als Preisträger eines internationalen Wettbewerbs den Ort erfahrbar gemacht. Der Fundort galt als verschollen und konnte erst durch Ausgrabungen des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege in den Jahren 1997 und 2000 wiederentdeckt werden. Die historischen und natürlichen Zeugnisse des Ortes wurden im Rahmen der EUROGA 2002plus mit erklärenden architektonischen Elementen zu einer außergewöhnlichen Inszenierung zusammengefügt.

Teil der Inszenierung sind mächtige Steinkreuze, die das Messnetz der Welt sichtbar machen und den Fundort markieren. Eine 200 Meter lange Zeitachse mit kulturellen Meilensteinen symbolisiert 2,5 Mio. Jahre Geschichte der Gattung Homo. Zwei Botanika berichten von der Umwelt des Eiszeitalters und Klimakreuze dokumentieren den Klimaverlauf.

Das Ausgrabungsareal ist ebenso ausgewiesen wie die ehemalige Lage der Feldhofer Grotte. Große Steinliegen laden zum Ausruhen und zur Reflexion über den verloren gegangenen Ort ein. Infokreuze mit Lese- und Hörtexten bieten entscheidende Hinweise zum Verständnis der Talgeschichte. Die Aura des Ortes ist spürbar und wird beflügelt von dem Wissen, dass unter den Füßen der Besucher noch die Mehrzahl der Reste des Neanderthalers liegt.

Der Weg zur Fundstelle und ihrem archäologischen Parcours beginnt am Museum mit der Raumachse. Wie im Museum wird die Geschichte des Ortes in eine große Erzählung eingebunden, die über ein Audiosystem hörbar wird. In den Texten kommen historische Zeugen, die das Tal in seiner ursprünglichen Form kannten, in Zitaten zu Wort und machen Geschichte erlebbar. Kopfhörer zur Nutzung des Audiosystems sind im Museumseintritt enthalten.

Öffnungszeiten Neanderthal Museum

Dienstag bis Sonntag durchgehend von 10.00 bis 18.00 Uhr
Montags geschlossen
Feiertags geöffnet

Anschrift Neanderthal Museum

Neanderthal Museum
Talstraße 300
40822 Mettmann
Tel  02104 9797-0
Fax 02104 9797-96
museum@neanderthal.de

Tipp der Redaktion

Auf dem Weg zum Neanderthal Museum sind wir an der ehemals steilsten Eisenbahn-Hauptstrecke Europas vorbeigekommen. Wer Interesse hat, sollte sich dieses Industriedenkmal in Erkrath jedem Fall anschauen.

Industriedenkmal: Steilrampe Erkrath-Hochdahl

Die steilste Eisenbahn-Hauptstrecke Europas vermutet man vielleicht in einem Gebirge, nicht jedoch zwischen dem Bergischen und dem Rheinland. Und doch hielt ein Teilstück der Eisenbahnstrecke Düsseldorf-Elberfeld diesen Rekord über 140 Jahre lang. Der Streckenabschnitt zwischen Erkrath und Hochdahl hat bei einer Länge von 2.449 Metern eine Höhendifferenz von rund 82 Metern.

Die Steigung der schnurgeraden Bahnstrecke beträgt 33 Prozent. Erst 1981 löste die französische Hochgeschwindigkeitsstrecke Süd-Ost zwischen Paris und Lyon eröffnet den Rekord ab. Die Steilrampe Erkrath-Hochdahl ist der 1841 durch die Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahn-Gesellschaft in Betrieb genommene Abschnitt der Bahnstrecke Düsseldorf-Elberfeld, auf dem der größte Teil des zwischen Düsseldorf (40 m) und Elberfeld (150 m) bestehenden Höhenunterschieds entfällt. Sie liegt zwischen den Bahnhöfen Erkrath und Hochdahl und war ursprünglich eine schiefe Seilebene.

Text und Bildquelle: Redaktion