(hoga-presse) Feature: Häfen mit Herz. Kleine Boote liegen am Kai, die Fischer sind am Vormittag längst wieder zurück von der Ostsee. An Mecklenburg-Vorpommerns Küste hat die Fischerei eine lange Tradition. Dirk Baumann ist Fischer aus Leidenschaft. Uns hat er von seinem Leben erzählt. Eine Reise durch kleine, verträumte Fischerorte in Vorpommern.
Es ist sehr früh am Morgen. Über dem Greifswalder Bodden liegt noch Nebel, Tau glitzert an diesem Spätsommertag auf den Wiesen. Dirk Baumann ist schon auf den Beinen. Er ist Fischer in Freest und das Frühaufstehen gewohnt. „Nur der frühe Vogel fängt den Wurm“, meint er trocken und macht mit routinierten Handgriffen seinen Kutter startklar zum Auslaufen.
Freest ist ein Ortsteil von Kröslin und liegt nordöstlich von Greifswald – dort, wo die Peene in den Greifswalder Bodden mündet. Der kleine Ort ist einer der ältesten Fischerorte Deutschlands. Reetgedeckte Häuser säumen die mit Kopfstein gepflasterten Straßen, alte Anker schmücken die Vorgärten. „Früher war das der Heimathafen für Hunderte Küstenfischer“, erzählt Dirk Baumann. „Heute haben nur noch 22 Fischer hier ihre Kutter liegen.“ Sein Blick schweift über die gelben Hütten im Hafen, und einen Moment scheint es, als würde er von vergangenen Zeiten träumen. Trotz dieses Rückgangs der Fischerei ist der Freester Hafen der größte seiner Art an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns. „In den anderen Fischerorten gibt es vielleicht noch zwei oder drei Männer, die regelmäßig rausfahren“.
Den maritimen Charme, den haben die meisten Dörfer aber behalten. Und ihre Häfen sind Orte zum Ankommen, Sich-zu-Hause-Fühlen – auch wenn das Fernweh beim Blick aufs Wasser immer ein wenig mitschwingt. In Altwarp am Stettiner Haff etwa stehen noch viele alte Kapitänshäuser im Backstein- und Fachwerkstil. Und am Hafen gibt es geräucherten Aal und Schnäpel von einem der letzten traditionellen Betriebe hier, der Familien-Fischerei Zach. Fast an der polnischen Grenze liegt das Örtchen Rieth. Auch hier dominieren liebevoll restaurierte Fischer- und Bauernhäuser. Fischer Peter Döring ist einer der letzten, die noch regelmäßig mit dem Boot vom kleinen Naturhafen raus auf die Neuwarper See fahren. Der Hafen ist Idylle pur: Das Wasser gluckst an den Steinen und den Schiffen und Kähnen, der Wind weht durch die Weiden am Ufer und am Abend versinkt die Sonne orange-rot im Neuwarper See. In Wieck bei Greifswald geht es geschäftiger zu: Hier gibt es noch zehn aktive Fischer. Dort, wo der Fluss Ryck in den Greifswalder Bodden mündet, liegt das kleine Fischerdorf. Im Ort zeugen niedrige reetgedeckte Katen aus dem 18. und 19. Jahrhundert von der langen Tradition dieses Berufsstands, rund um das Bollwerk des Ryck stehen bis heute historische ziegelgedeckte Kapitänshäuser und das alte backsteinerne Zollhaus.
Um ein wenig Geld dazu zu verdienen, webten die Fischersfrauen Teppiche
„Schon vor vielen Jahren konnten die Fischer in Freest ihren Lebensunterhalt nicht mehr allein durch diese Tätigkeit bestreiten“, erzählt uns Dirk Baumann. „Also webten die Frauen Teppiche mit Motiven aus der Fischerei und der Seefahrt, um sich etwas dazu zu verdienen.“ Einige sind in der Heimatstube ausgestellt. Wer die Fischer live erleben möchte, muss früh aufstehen: In Lassan, Mönkebude, Wieck bei Greifswald und Freest kann man ihnen bei der Arbeit zusehen, wenn sie ihren Fang zurück in den Hafen bringen. Und direkt kaufen kann man den Fisch dann auch – frischer geht‘s nicht.
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Quelle: Pressemitteilung Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. vom 04.07.2017.
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