Kraniche, Gänse und Seeadler
Die Prignitz ist jetzt Drehkreuz für tausende Zugvögel – für viele Arten sogar Winterquartier
(hoga-presse) Der Vogelzug gehört zu den faszinierendsten Zeiten im Vier-Länder-Eck Prignitz: In den Flussniederungen, Mooren und Seen tanken tausende Zugvögel noch einmal Energie und fressen sich Fettreserven für ihre weiten Flüge in die Winterquartiere an. Die Prignitz ist für viele Zugvögel Deutschlands wichtigstes Drehkreuz und in milden Wintern sogar Winterquartier. Wer das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe besucht, versteht auch wieso: In einer der letzten naturnahen Flusslandschaften Mitteleuropas bieten die weiten Überschwemmungsflächen der Elbe einen idealen Rast- und Nahrungsplatz.
Besonders viele Zugvögel gibt es im Rambower Moor, das sich sogar mit dem Titel „Deutschlands schönstes Naturwunder 2014“ schmücken darf und nur wenige Kilometer von der Elbe und Lenzen mit seiner imposanten Burg- und Parkanlage entfernt liegt.
„Große Rastvogelschwärme prägen jetzt das Bild der Flusslandschaft Elbe und bieten interessante Naturbeobachtungen. In den Flussniederungen, Mooren und Seen sowie auf den abgeernteten Getreide- und Maisfeldern tanken tausende Kraniche, Gänse und Singschwäne Energie und fressen sich Fettreserven für die anstrengenden, oft tausende Kilometer weiten Flüge in die Winterquartiere an“, berichtet Mike Laskewitz, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Prignitz e.V. Bis etwa Anfang Dezember können Besucher daher nun ein Naturereignis der Extraklasse erleben.
Da die Prignitz nicht nur im Herbst für viele Zugvögel Deutschlands wichtigstes Drehkreuz, sondern in milden Wintern sogar Winterquartier ist, lohnt sich ein Besuch in den gesamten Wintermonaten: „Saat- und Blessgänse sind die häufigsten Wintergäste der Prignitz. Sie nutzen die offenen Grünlandbereiche und ausgedehnten Überschwemmungsflächen an der Elbe als Rast- und Nahrungsplätze. In den riesigen Gänseschwärmen lassen sich auch Kanadagänse und Weißwangengänse beobachten“, so Mike Laskewitz. Zu den auffälligen Wintergästen zählen zudem Sing- und Zwergschwäne. Die melodischen Konzerte der Singschwäne sind weithin zu hören und zählen zu den eindrucksvollsten Naturschauspielen in der winterlichen Elbtalaue.
Wichtige Rastflächen und damit gute Beobachtungspunkte sind die weitläufigen Wiesen der Lenzerwische zwischen Lenzen und Dömitz. Gerade in der Winterzeit lassen sich in der Elbtalaue die Greifvögel besonders gut beobachten. Raufußbussard, Kornweihe und Mäusebussard gehen in der winterlichen Lenzerwische und auf den weitläufigen Wiesen an der Elbe auf die Jagd. „Dann lässt sich auch der größte Greifvogel der Region besonders gut entdecken, der Seeadler. Die großen Gänse- und Ententrupps ziehen den König der Lüfte besonders an, so dass er über dem Fluss häufig bei der Jagd nach Nahrung anzutreffen ist“, verrät der Tourismuschef.
Beste Chancen, Zugvögel zu entdecken, haben Besucher auch im Rambower Moor. 2014 wurde das Moor mit seinen geheimnisvollen Torfstichen, den Feuchtwiesen mit Orchideen und Wollgras, den dichten Schilfgürteln und dem flachen Moorsee von der Heinz-Sielmann-Stiftung sogar zu „Deutschlands schönstem Naturwunder“ gekürt. „Tausende Kraniche und weitere Zugvögel verweilen jetzt vor allem rings um den Rambower See. Abends, wenn die nebelschwadigen Feuchtwiesen im Sonnenuntergang liegen, ziehen die majestätischen Großvögel laut trompetend und in langen Ketten an das Gewässer, wo sie im knietiefen Wasser stehend übernachten”, so Laskewitz.
Gut beobachten lassen sich die Vögel bei einer Wanderung auf dem sogenannten Zweiseitenweg, dem zwölf Kilometer langen Rundweg um das Moor, der Moorgeschichte(n) nah erlebbar macht. Stege führen über die Moorquellen, so dass man das durchsickernde Wasser sogar glucksen hört. Einzelne Stationen auf dem Weg zeigen die Geschichte von Mensch und Natur am Moor von zwei Seiten – einer historischen und einer aktuellen – und veranschaulichen, warum das Moor so wichtig für bedrohte Tier- und Pflanzenarten ist.
Ricarda Rath, Rangerin der Naturwacht Lenzen, die regelmäßig Führungen durchs Moor anbietet, verrät: „Schöne Orte gibt es viele auf diesem Weg. Mein Lieblingsplatz ist der Rohrdommelturm, weil er einen weiten Blick auf das Moor freigibt und viel Raum für Entdeckungen lässt. Seine Nähe zum Röhricht verrät aber auch jene, die im Verborgenen leben. Etwa die Wasserralle, deren ‚Quieken‘ aus dem dichten Pflanzendschungel zu hören ist.“
Wer nicht allein auf Entdeckungstour durch die Elbtalaue streifen möchte, sondern unter fachkundiger Anleitung Wissenswertes über die Vögel und deren Zug erfahren möchte, ist bei einer Führung der Naturwacht, der Besucherzentren des Biosphärenreservates Flusslandschaft Elbe-Brandenburg sowie der City Guides Havelberg richtig. Am 11. Oktober startet um 6.45 Uhr die knapp zweistündige RangerTour „Kraniche im Morgenlicht“ (Spende erwünscht), 11:00 Uhr beginnt dann die siebenstündige naturkundliche Kanutour durch die Aland-Elbe-Niederung unter dem Motto „Lautlos durch die Weichholzaue“ (20 Euro pro Person).
Am 16. Oktober gibt es ab 17.30 Uhr beim „Nachmittag im Zeichen der Kraniche“ eine Führung zum Kranicheinflug im Rambower Moor, anschließend gibt es einen Bildervortrag von Naturfotograph Dieter Damschen mit kleinem Imbiss (13 Euro pro Person). Am 17. und 24. Oktober findet jeweils von 16.30 bis 20.30 Uhr eine geführte Radtour unter dem Motto „Zug der Kraniche“ statt (7 Euro pro Person). Ein besonderes Erlebnis ist am 23. Oktober von 14 bis 19 Uhr die „RangerErlebnisTour: Kranichsafari“: Die Tour führt mit dem Kleinbus von Lenzen unter anderem zu den Rast- und Schlafplätzen der Kraniche, an denen die Tiere mit Spektiven aus nächster Nähe zu beobachten sind (Spende erwünscht).
Bei der Veranstaltung „Gans wild und Gans lecker“ am 13. November ab 16:00 Uhr gibt es zunächst eine Exkursion zum Einflug der Gänse auf das Schlafgewässer, im Anschluss ist ein Gänseessen im Restaurant der Burg Lenzen möglich (Erwachsene 6 Euro / Kinder 2 Euro, zzgl. Kosten fürs Gänseessen). Infos zu diesen und weiteren Angeboten gibt es hier.
Quelle: meeco Communication Services GmbH vom 04.10.2020
Bildquelle: Stuerzenbecher Archiv Biosphaerenreservat Flusslandschaft Elbe